Google, Amazon und Apple reagieren auf den jüngsten Skandal rund um ihre Sprachassistenten: Ob Siri, Google Assistant oder Alexa, um die jeweilige Dienstleistung weiterzuentwickeln, hören menschliche Mitarbeiter Aufzeichnungen mit und korrigieren Fehler der Spracherkennung. Wäh-rend die Systeme dadurch Sprache immer präziser erfassen können, haben die Mitarbeiter Zugriff auf teilweise intime und höchstpersönliche Kommunikationen.
Dabei müssen intime Informationen nicht wissentlich an den Sprachassistenten herausgegeben werden. Kleinste Falscherkennungen können ein ungewolltes Mithören zur Folge haben: Alexa kann auf ein „Alexandra“ hören, der Google Assistant auf „Hey Kuchen“ und Siri kann angeblich sogar durch das Geräusch eines Reißverschlusses aktiviert werden. Mehr als ein Zehntel der Auf-nahmen sollen so zustande gekommen sein. So hörten Mitarbeiter der betreffenden Unterneh-men u.a. häusliche Streitigkeiten, berufliche Gespräche und sogar Straftaten wie eine Vergewalti-gung mit.
Die Empörung einiger Nutzer ließ nicht lange auf sich warten. Während Manche dieses System schon erwarteten, fühlten sich Andere völlig hintergangen, weil dieses Vorgehen von den Herstel-lern schlichtweg nicht kommuniziert wurde. Die Frage, wer in welchem Umfang Zugriff auf die Auf-zeichnungen der Sprachassistenten hat, wird oft gestellt und immer wieder zur Seite geschoben. Hinsichtlich der Empörung über den NSA-Skandal und weiterer prekärer Enthüllungen über den Umgang mit Nutzerdaten ist das auch wenig verwunderlich. Mithörende Mitarbeiter sind da kein überzeugendes Verkaufsargument.
Die Unternehmen lösen das Problem nun auf unterschiedliche Weise.
Apple unterlässt die Auswertung zunächst gänzlich und lässt die Nutzer mit einem kommenden Software-Update fortan entscheiden, wie ihre Aufnahmen ausgewertet werden.
Google stoppt das Mithören nur für Nutzer in der EU und mindestens bis Ende Oktober. Auf das durch den Hamburger Datenschutzbeauftragten Johannes Caspar eingeleitete Verwaltungsverfah-ren entgegnete das Unternehmen, dass die Abhörpraxis schon am 10. Juli beendet wurde. Wie in Zukunft verfahren wird, stimmt Google noch mit Caspar ab.
Amazon lässt seine Nutzer über die Privatsphäre-Einstellungen der Alexa-App selbst darüber ent-scheiden, ob ihre Kommunikation mit Alexa auch menschliche Zuhörer findet.
Die Situation zeigt mal wieder, wie wichtig es ist, das Thema Datenschutz öffentlich zu behandeln. Dass die Unternehmen die Optimierung mittels menschlicher Mithörer verschwiegen haben oder es nicht ausreichend kommuniziert wurde, ist problematisch, weil Nutzern nicht transparent offen-gelegt wurde, was mit möglicherweise intimen Daten geschieht. Erst ein medialer Aufschrei lässt die Verantwortlichen dann aufhören, weil das öffentliche Bild im Nachhinein mehr Schaden neh-men kann, als wenn von Anfang an Transparenz gewahrt worden wäre.